„Auf die Bühne, fertig, los!“ am Stadttheater Bielefeld

Schon früh morgens, vor Beginn der 1. Stunde, trafen wir uns am ZOB, um uns gemeinsam mit Bus und Bahn auf den Weg zum Stadttheater Bielefeld zu machen. „Wir“, das sind 12 SuS, die sich zu Beginn des Schuljahres für eine Teilnahme am KulturScout-Projekt beworben und damit unser persönliches Interesse an Kultur bekundet hatten und die nun die KulturScout-Gruppe des 7. Jahrgangs der Regenbogen-Gesamtschule Spenge bilden.

Im Foyer des Stadttheaters wurden wir von Theaterpädagogin Martina Breinlinger begrüßt, die uns mit ihrer sympathischen Art durch den Vormittag geleiten sollte.

Zunächst hatten wir Gelegenheit, uns mit den Räumlichkeiten des Theaters vertraut zu machen die den Theatergästen zugänglich sind. Für viele von uns war es der erste Theaterbesuch überhaupt und dementsprechend war das schon aufregend. Wir schauten uns die Lounge an und wunderten uns, wie viele Schauspieler*innen, Sänger*innen und Tänzer*innen am Bielefelder Theater arbeiten. Dann durften wir den Zuschauerraum besichtigen und waren beeindruckt, wie steil der Oberrang ansteigt und wie klein die Bühne aus der letzten Reihe aussieht. Aus der Loge konnten wir die Bühnentechniker beobachten, wie sie die Beleuchtung für die nächste Aufführung vorbereiteten.

Dann war es endlich soweit: Durch eine kleine Tür im Vorraum der Herren-Toilette gelangten wir in die Katakomben des Theaters. Vorbei an den Masken ging es direkt auf die Bühne. Ein tolles Gefühl, hier stehen zu können, wo sonst Theater gespielt wird.

Während der Führung versorgte uns Martina mit unzähligen interessanten Informationen rund ums Theater.

Von der Bühne gelangten wir zu den Theaterwerkstätten. Wir konnten einen Bühnenbildner beobachten, der eine neue Kulisse erstellte, durften in den „Malsaal“ schauen, dessen Boden von unzähligen Bühnenmalereien verziert ein Kunstwerk für sich darstellte, besuchten den Theater-Maler und -Plastiker in seiner Werkstatt, der aus Styropor und Bauschaum Tiere und andere Requisiten für das Bühnenbild erschafft und uns bereitwillig alle Fragen beantwortete. Wir besichtigten die Räumlichkeiten der Maske, in denen die Schauspieler*innen für ihren Auftritt geschminkt werden.


Danach ging es über eine Glasbrücke weiter in die ehemaligen Dürkopp-Werke, wo sich u.a. riesige Lagerräume für Requisiten und Kostüme, Orchesterproberäume und die Schneiderei befinden. Noch nie hatten wir ein derart großes „Bügelbrett“ gesehen. Mit Maßen von geschätzt 4m x 12m war dieser Tisch gigantisch groß und dient dazu, große Bühnenvorhänge zu schneidern und zu bügeln.
Besonders beeindruckend war der riesige Kostüm-Fundus. Gern hätten wir hier nach Herzenslust gestöbert und wären in die verschiedensten Rollen geschlüpft, aber das war nicht erlaubt, damit die strikte Ordnung nicht durcheinandergebracht wird – bei über 50.000 Kostümteilen aber auch absolut verständlich. Ein, zwei Ausnahmen gab es dann aber glücklicherweise doch.

Abschließend durften wir noch die beiden Probebühnen besichtigen, auf denen Stücke einstudiert werden. Auf einer der beiden wird aktuell das neue Stück „The Convert“ geprobt. Sechs Tage die Woche wird hier je 4 Stunden vormittags und vier Stunden nachmittags/abends intensiv gearbeitet, damit zur Premiere alle Beteiligten genau wissen, was sie wann tun müssen. An den Wänden hängen unzählige Notizen und Zeichnungen, die Informationen zu den Figuren des Stücks liefern. Ein Modell der Theaterbühne samt Bühnenbild steht bereit, um Abläufe besprechen zu können.

Geschafft von der Theaterführung, aber glücklich, genossen wir die Frühstückspause in der Lounge und zeigten uns schon einmal unsere Fotos, die wir bisher geknipst hatten.

Nach der Frühstückspause begann dann der Workshop. Über kleine Spiele als „Warm-Up“, die mit Platzwechseln im Sitzkreis und der Offenbarung von persönlichen „Geheimnissen“ das Eis schnell brachen, gelangten wir zum Thema des Workshops. Wir sollten bei der Kommunikation miteinander verschiedenen Rollen einnehmen. „Hochstand“ bezeichnete dabei Personen, die sich wichtiger und stärker als andere fühlen und auch so agieren. Mit „Tiefstand“ wurden Personen bezeichnet, die sich in Kommunikation mit anderen eher unterordnen und dementsprechend nicht so viel oder gar nichts zu bestimmen haben. Martina reflektierte mit uns nach jeder kurzen Szene die Körpersprache und die verbalen Äußerungen, sodass wir schnell ein Gefühl – für das der Rolle entsprechende Auftreten – bekamen.
Während des ganzen Workshops haben wir viel gelacht, weil während der Improvisationen sehr viele witzige Situationen entstanden sind. Einige aus unserer Gruppe sind richtig aus sich heraus gekommen und haben großes schauspielerisches Talent bewiesen. Sie waren voll in ihren Rollen und haben das Drumherum komplett ausgeblendet. Da wurde auch mal unser Lehrer aus vollem Halse angebrüllt, wenn es die Szene erforderte und erst hinterher bemerkt, dass dies ja irgendwie komisch ist.

Insgesamt ein rundum gelungener Vormittag im Theater Bielefeld, an den wir noch lange freudig zurückdenken werden.